Der enzner

„Ein echter Enzner hilft gegen fast alles.“

Geschichte

In Galtür, im Tiroler Paznaun, wird seit Jahrhunderten die Wurzel des Punktierten Enzians zum traditionellen Enzner gebrannt. In homöopathischen Mengen mit der gebotenen Ehrfurcht getrunken, gilt der erdige Wurzelbrand als Medizin. „Ein Enzner hilft gegen fast alles!“, so wissen es die Einheimischen. 

 

Unter den Gletschern der Silvretta gedeiht dieser wilde Enzian. Hochstängelig wächst die Blüte, tief im Boden verzweigen sich seine langen Wurzeln. Das langsame Wachstum intensiviert den Geschmack des späteren Destillates. Vom Samen bis zur ersten Blüte vergehen bis zu 10 Jahren.

Der Punktierte Enzian steht seit den 60er Jahren unter Naturschutz. Die Galtürer jedoch haben sich eine Ausnahmegenehmigung erstritten. Nach dieser dürfen sie pro Jahr insgesamt 1.300 kg „Wurzen“ in den Hochtälern graben. Das Los entscheidet: 13 Familien aus dem knapp 800-Seelen-Dorf bekommen das Privileg, je 100 kg Wurzen auszustechen und zu Schnaps zu brennen. Das Graben nach den Wurzen ist ein Knochenjob und der Ertrag ist überschaubar (100 kg Wurzen = ca. 7 Liter Schnaps). In den Genuss eines echten Enzners kommen nur die wenigsten. Er wird nur zu besonderen Anlässen eingeschenkt, als Zeichen höchster Wertschätzung. 

 

*Die Geschichte des „Galtürer Enzners“ (Wissen um Standort, Ernte und Verarbeitung) wurde 2013 in das UNESCO Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs aufgenommen. 

Unser Projekt

2017 wagte sich der Galtürer Schnapsbrenner Hermann Lorenz in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Tirol und der Münchner Agrarbiologin Centa Kirsch an das Projekt Galtürer Enzian. Auf einer ehemaligen Wiese wurden 12.000 vorgezogene Enzianpflanzen eingesetzt. Die Höhenlage ist perfekt. Die Beschaffenheit des Bodens erwies sich als ideal.

Der Gelbe Enzian (gentiana lutea) findet hier in seiner kultivierten Form optimale Bedingungen vor und gedeiht hervorragend.

Dieser einzige Acker im Dorf wird laufend erweitert. So blüht der Gelbe Enzian inzwischen auf 5.000 qm Fläche. Wir sprechen hier von der größten Kultur im alpinen Raum. 

Jährlich kommen viele neue Pflänzchen dazu. 

Im Herbst 2022 wurde wieder ein Teil des kultivierten Enzians geerntet. Fortan gibt es ihn also auch zu kaufen, wenn auch nicht in großen Mengen. Denn noch immer gilt die Regel: „Einen Enzner muss man sich verdienen“.

In diesem Jahr  - Ernte 2022- ist unser ENZNER schon ausverkauft.